Airbnb – Fluch oder Segen?

Airbnb und Uber haben den Reisemarkt in den USA radikal verändert. Ob Unterkunft oder Transfer: Gebucht wird nur noch per App und das bei einer Privatperson. Während die neuartigen Services auf der anderen Seite des Sees nur so florieren, tun sie sich hierzulande ganz schön schwer. Taxifahrer lehnen sich gegen Uber auf, Airbnb bekommt Probleme mit den Hoteliers. Zurecht? Ich wage eine tieferen Blick in die Zusammenhänge.

“Buche einzigartige Unterkünfte”

Die 2008 gegründete Plattform “Airbnb” war eigentlich nur aus einer eigenen Not geboren: Geldknappheit und ein fehlendes Angebot von Schlafplätzen für eine Konferenz in San Francisco waren der Grund für die Gründer, ihre eigene WG zu vermieten. Mittlerweile ist aus einer Studentenidee ein weltweites Unternehmen geworden: In 190 Ländern können Unterkünfte gebucht werden.

Airbnb setzt dabei auf zwei wesentliche Argumente: Preiswert und einzigartig. Gerne wird mit den Erlebnissen einer Reise geworben, die man bei einem normalen Hotelaufenthalt nicht erleben würde. “Weltweit zuhause” oder “Teile deine Welt” waren daher mal Werbeslogans der Plattform. Gleichzeitig lassen sich angeblich auch sehr preiswerte Unterkünfte finden – so entstand ja der Grundgedanke. Doch stimmt das wirklich?

Das es einzigartige Unterkünfte gibt, lässt sich kaum bestreiten. Denn immerhin kann jeder Privatmann, jegliche rechtliche Einschätzung ausgenommen, seine Wohnung/Zimmer bei Airbnb anbieten. Zusätzlich gibt es aber auch spannende Unterkünfte, die weit weg von der “durchprofessionalisierten” Hotelnorm liegen. Ob Campingwagen, Luxus-Alster-Wohnung oder gleich ein ganzes Stadthaus mit 3,5 Bädern – Normal ist bei Airbnb eigentlich gar nichts

Vergleicht man die Preise, kommt man letztendlich auch zu dem Ergebnis, dass man mit Airbnb günstiger wegkommen kann. Während auf der amerikanischen Plattform der Durchschnittspreis in Hamburg bei 74€ pro Nacht liegt, verlangen die Hamburger Hoteliers im Schnitt 110€ für eine Übernachtung. Besonders preisbewusste Personen kommen mit einem Airbnb sogar für um die 20€ pro Nacht unter. Doch Vorsicht: Das ist ein Vergleich von Äpfel mit Birnen! (2€ ins Phrasenschwein). Während sich Hotels an gewisse Standards halten müssen, muss man sich bei Einzelzimmern eines Airbnb auf Einschränkungen einstellen. Hygieneregelungen, Service und Privatsphäre sind dann meist unvergleichbar.

Die Schattenseiten von Airbnb

Mit dem Erfolg der Plattform traten nach und nach immer mehr Probleme auf. Ihr werdet es schon ahnen – in diesem Absatz geht es besondern um die Themen Wohnungsnot, Gefahren für Hoteliers und Steuerhinterziehung.

Es gibt schon ausreichend Gründe, warum einer meiner ersten Blogbeiträge sich um die Wohnungssuche in Hamburg gedreht hat. Wohnen ist in Hamburg nicht nur teuer, der Wohnraum ist auch knapp. Zumindest, wenn man kein Millionär ist. Neuzugezogene kennen das Problem nur zu gut: Dort eine Massenbesichtigung mit mehr als 100 Leuten, woanders werden tausende Dokumente vor der Besichtigung eingefordert. Und jetzt stellt euch vor, dass eine Wohnung frei wird und der Vermieter entscheidet sich, sie bei Airbnb reinzustellen, weil es lukrativer ist. Blöd oder? Kein Wunder, dass sich der Protest mehrt. Nicht nur in Hamburg oder Deutschland, auch in Barcelona oder Amsterdam wehren sich die Einwohner gegen die Verbreitung von Airbnb. Kein Wunder: Alleine in Barcelona gibt es mittlerweile mehr als 20.000 Air Bnb Unterkünfte.

Gleich daneben reihen sich die Proteste der Hoteliers ein. “Die nehmen uns die Kunden weg und das ohne Regularien” oder “Airbnb’ler müssen gar kein Personal bezahlen”. Diese Aussagen wirken auf den ersten Blick überzogen, treffen aber den Kern ganz gut. Für das Anbieten einer Unterkunft gibt es auf airbnb.de kaum Hürden.  Es gibt lediglich einige Standards die die Plattform den Gastgebern empfiehlt, um positive Bewertungen zu erhalten. Auch den Preis kann der Gastgeber komplett selbst bestimmen. Im Vergleich zu den Hoteliers muss man sich z.B. nicht an Hygienestandards, Gehälter für das Personal oder Sterne-Regelungen orientieren. Auch wenn ich oben bereits vom Vergleich “Äpfel mit Birnen” sprach – viele Reisende, besonders preisbewusste, sehen Airbnb als gleichwertigen Ersatz zu Hotels. Gleichzeitig geht es im strengen Sinne auch um Fälle der Steuerhinterziehung. Vom einmaligen Vermieten freier Zimmer mal abgesehen, gibt es bereits viele professionelle Vermieter auf der Plattform. Das geht sogar so weit, dass ganze Systeme mit “Rezeption” eingesetzt werden, wie die “ZEIT” aufgedeckt hat. Ob die Nutzer für ihre Einnahmen Steuern zahlen? Ich wage es zu bezweifeln.

Bei all den Annehmlichkeiten der Plattform, sind die Probleme ähnlich wie bei anderen Projekten der digitalen Welt. Uber z.B. legt sich immer wieder mit der Taxibranche an. Aus meiner Sicht ist das Problem, dass unsere Gesetze und Regelungen noch bei weitem nicht im digitalen Zeitalter angekommen sind. Es muss ein Rahmen aufgezeigt werden, in welchem Dienstleistungsplattformen sich legal und vor allem gesellschaftsfördernd bewegen können. In einigen internationalen Standorten tut sich in diese Richtung schon etwas: In Amsterdam dürfen Appartements nur noch 30 Tage im Jahr vermietet werden, in Griechenland gibt es zeitliche und monetäre Grenzen. Auch in Hamburg gilt seit diesem Jahr ein neues Gesetz: Vermieter müssen sich registrieren und dürfen ihren Wohnraum maximal 8 Wochen im Jahr vermieten. Die Zeit wird zeigen, ob diese Maßnahmen die Zweckentfremdung der Wohnungen verhindert ohne der neuen Art des Reisens zu schaden.

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